Beim Planen der nächsten Stationen unserer Route sind wir auf die tolle Idee gekommen, einen Abstecher nach Koh Kong zu machen. Das ist eine kleine Stadt im Grenzgebiet zu Thailand, welche durch ihre Nähe zu mehreren Nationalparks brilliert. Ich wollte unbedingt eine Trekkingtour machen, um etwas mehr noch von der schönen Natur hier zu sehen. Es gibt einige Anbieter von Jeeptouren, Motorradtrips, Bootsfahrten zu benachbarten Inseln oder Wandertouren. Wir wollten eigentlich eine Mischung buchen, aber zwecks mangelnder Englischkenntnisse der Einheimischen hier, wussten wir bis zum Schluss nicht, was uns erwartet… Bad Idea!
Um 7:00 Uhr haben wir uns mit einem Veranstalter ausgemacht, dass wir einmal reden, was wir machen könnten. Die Realität sah dann so aus, dass um 7:30 Uhr ein Tuk Tuk-Fahrer da stand und uns abholte zum Trekking. Wir hatten keine Ahnung, wo hin, wie lange, was wir mitnehmen sollten, aber wir waren gut ausgerüstet und auf das schlimmste vorbereitet (lange Hose, Trekkingschuhe, Kamera) 😉 Zuerst ging es mit einem Mini-Motorboot – als Stefan an Bord ging, sah ich das Boot schon kentern – quer durch das Flussgebiet, durch ein Netz aus mehreren Wasserstraßen mitten durch die Mangroven.
Wieder festen Boden unter den Füßen trafen wir unseren Guide Soklat. Wir trafen uns auf der Farm seiner Family, sehr netter und idyllischer Platz mit merkwürdigen Hühnern und Vögeln, die sprechen können (aber kein Wort Englisch ;-). Er packte gerade seinen Rucksack für den Trip. Rucksack ist eigentlich ein überbewerteter Begriff, er hatte einen alten Reissack, auf den er sich Träger montiert hatte mit Schnüren. Sah aber ganz praktisch aus. Er erzählte uns, dass wir als erstes auf einen Mountain gehen (uff!), zu einem Wasserfall (jipih!) und dann wieder zurück – alles in allem ca. 2,5 Stunden. Unsere Reaktion – wir, die ja nichts über diese gebuchte Tour wussten: 2,5 Stunden? Zu Fuß? Ja, meint der das jetzt ernst? (Anmerkung der Redaktion: Es hatte um die 35 Grad, gefühlte 40). Ja, er meinte es ernst – sehr ernst sogar. Denn wenn sich ein Einheimischer einmal richtige Wanderschuhe anzieht und die Hose sogar noch in die knöchelhohen Schuhe steckt, dann wird es ernst. *Fürcht*
Zuerst idyllisch über den Familienbauernhof und dann einmal links abbiegen in den Dschungel. Und drinnen waren wir, im Dschungel. Wirklich. Echt jetzt. Das könnt ihr euch jetzt gar nicht vorstellen, da war nur DSCHUNGEL. „Welcome to the jungle“, wie es Guns’n’Roses so schön sang… Nun wissen ja alle, die mich besser kennen, dass ich ein bisschen ein Hosensch… / Angsthase bin. Gefürchtet habe ich mich heute vor: der Stille mit den komischen Vogel-oder-was-auch-immer-Geräuschen, Tigern, Affen, Schlangen, Spinnen, roten großen Ameisen, Mosquitos, dem nie-wieder-zurückfinden, Landminen usw. Nach einiger Zeit gehen ging es dann aber ganz gut, auch wenn unser Guide beim ersten Spinnennetz auf die Spinne gezeigt hat und zu mir gesagt hat: „Be careful. Many spiders. This is poisonous!“ Na super, ich wollte zwar Dschungel, aber „so viel“ Dschungel auch wieder nicht. Manches Mal schien er selbst nicht mehr weiter zu wissen – oder täuschte uns das? – es gab ja oftmals nicht mal einen Pfad, dann blieb nur noch der Griff zur Machete. Soklat schnitt uns dann quasi den Weg frei, wie im Film 😉
Nach zwei Stunden Hitze und Insektenbissen und was weiß ich noch was alles sind wir dann endlich am Wasserfall angelangt. Unser Guide hat dann die Küche ausgepackt – wirklich, seht selbst auf den Fotos – und hat zum Kochen angefangen.
Nach dieser echt tollen Mittagspause ging es wiedermal – richtig erraten: bergauf. Und dann ging es endlich auch mal bergab, aber vorher mussten wir uns nochmal den Weg mit der Machete frei schlagen. Man muss sich das so vorstellen: Er geht vor, hackt mit der Machete herum und es fällt allerhand von den Bäumen herunter. Das findet sich dann in deinen Hosen und im BH wieder 😉
Lange Rede kurzer Sinn: Es war eine Tortur, aber trotz allem eine total interessante „Wanderung“, weil wir sehr viel von unserem Guide erfahren haben. Er wollte unbedingt sein Englisch verbessern und hat deshalb sehr viel geredet. Unter anderem hat er uns auch erzählt, dass ein Schlangenbiss kein Problem sei, er hat alles mit, was man zur Erstversorgung braucht. Und jetzt ratet was! Na, erraten? Eine Zigarette… Fragt lieber nicht, ich möchte es mir auch nicht vorstellen. Aber wir haben nur eine Schlange gesehen und die war auf Sicherheitsabstand.
Das Highlight kam dann am Schluss, als wir endlich nach insgesamt ca. 5 Stunden Wanderung zurück auf die Farm kamen: Soklat hat uns gefragt, ob wir eine Kokosnuss wollen und da ist er gleich ganz locker auf eine Kokosnusspalme geklettert und hat uns ein paar geholt. Danach aufgeschlagen – mit der Machete 😉 Wir haben dann zum Abschluss noch lecker Kokosnuss-Saft geschlürft und dabei noch einiges über Reisanbau und Früchte in Kambodscha gelernt.
Jetzt liegen wir müde im Bett und alles juckt. Das Jucken ist aber nur Einbildung, sozusagen die Nachwirkungen von den vielen Insekten, die wir heute berühren „durften“ (Bei Stefan sind die Insekten ertrunken, weil er so geschwitzt hat, er hat deshalb auch keinen einzigen Mosquitostich. Foto vom schwitzenden Stefan siehe in der Galerie!).
Morgen werden wir Kambodscha verlassen und uns auf den Weg nach Kho Chang machen, das ist eine thailändische Insel mit viel schönen Stränden und vielversprechenden Sehenswürdigkeiten. Wir werden dort wieder viel unternehmen, aber eines können wir euch jetzt schon sagen: Wandern gehen wir bei dieser Hitze mit Sicherheit nicht mehr 😉 In diesem Sinne, liebe Grüße aus Koh Kong, good night.
Bilder von unserem Trip findet ihr natürlich wieder in der eigenen Galerie.
lizy 21. März 2012
wao! hört sich nach einem tollen abenteuer an! 🙂
am besten gefällt mir das ameisen-bild stefan 🙂
viel spaß noch ihr hübschen, und entspannt euch noch ein wenig 😉 lg lisi
Manu 21. März 2012
puh… und wann genau beginnt jetzt der Erholungs-Teil von eurem Urlaub?? 😉 Stefan schaut so aus, als könnte er etwas Erholung brauchen!! 😛
geniesst die restliche Zeit bei euren gefühlten 40 Grad (wir haben dieser Tage übrigends auch Sonnenschein und um die 20 Grad!!). wir senden euch glg, Manu
Ingrid 22. März 2012
Also vielen Dank für die plastischen Schilderungen, Nicole, an dir ist eine Schriftstellerin verloren gegangen. Ich musste schmunzeln beim Lesen und hab es direkt gespürt wie es juckt. Viel Spaß noch in Thailand. lg Ingrid
Lilli 23. März 2012
Na ja, wie soll ich das jetzt ausdrücken – ich glaube das ist nicht die Art Urlaub die ich brauche (zumindest der Tag im Dschungel inkl. Wanderung bei dieser Hitze und mit so vielen Kleintieren!!).
Aber dafür habt ihr immer traumhafte Fotos und die Berichte sind wirklich toll. Es ist euch hoch anzurechnen, dass ihr euch die Mühe macht nach so anstrengenden Tagen uns an euren Erlebnissen teilhaben zu lassen. Erholt euch noch die letzte Woche und genießt ein paar Tage am Strand (seid ihr in der Nähe von Romans Hotel? – jetzt wär ich wieder gern dabei bei eurem Urlaub!!) bevor ihr noch einmal in das Geschehen von Bangkok eintaucht und im Kaufhausgewirr untergeht. GLG Lilli
Stefan 27. März 2012 — Autor der Seiten
Wie ist denn der Name von Romans Hotel?
lg
Stefan